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Mein Alltag mit T1D: Die kalte Jahreszeit

In Bezug auf Blutzuckerkurven gibt es für mich als Typ 1-Diabetikerin meist gute oder schlechte Tage – aber selten welche, die einfach „ganz normal“ verlaufen. Denn entweder Glück und Motivation befinden sich in Einklang und bescheren mir einige Stunden im grünen (Ziel-)Bereich – je nach Blutzuckereinstellung zwischen 80 und 140 mg/dl – oder die Umstände* verschwören sich gegen mich: An manchen Tagen ist mein Blutzucker so hoch, dass es den Anschein erweckt, ich würde statt Insulin nur Wasser injizieren; an anderen ist das Gegenteil der Fall und ich taumle von einer Unterzuckerung in die nächste.

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*Die Frage, welche Umstände den Blutzucker beeinflussen, stellt sich besser anders: Welche Umstände beeinflussen ihn nicht?   Der Blutzuckerwert sinkt grundsätzlich durch eine zu hohe Insulindosis, Bewegung, Alkoholkonsum, und bei Frauen in bestimmten Phasen des Zyklus. Erhöht wird der Wert neben der Menge an verzehrten Kohlenhydraten vor allem von einer zu geringen Insulindosis, wiederum in bestimmten Zyklusphasen und bei Krankheit bzw. Verkühlung. Hinzu kommen Faktoren wie Stress und Aufregung, Hitze, und die Kombination von Kohlenhydraten mit Fetten und/oder Proteinen, die sich bei jeder Person mit Typ 1-Diabetes unterschiedlich auf den Blutzucker auswirken.

Gerade die kalte Jahreszeit kann eine zusätzliche Herausforderung für Menschen mit Typ 1-Diabetes bedeuten, denn schon eine simple Verkühlung reicht, um die Blutzuckereinstellung gehörig durcheinander zu bringen. Oftmals kündigt sich eine Erkältung schon vor den ersten Symptomen durch scheinbar unerklärlich hohe Werte an, die der mit Hochdruck arbeitenden Immunabwehr geschuldet sind – bereits dann sind rasches Handeln und eine engmaschige (übrigens mein diabetisches „Lieblingswort“) Blutzuckerkontrolle gefragt. Bleibt es bei einer klassischen Verkühlung, ist es meiner Erfahrung nach ausreichend, die Basalrate ein wenig zu erhöhen und den Körper mit viel Flüssigkeit bei der Genesung zu unterstützen.

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Wachsen sich die ersten Symptome allerdings zu einem grippalen Infekt oder einer Grippe aus, habe ich mit meiner behandelnden Ärztin folgende Vorgehensweise vereinbart, die auch bei Fieber oder erhöhter Temperatur ratsam ist: Die Dosis des Basalinsulins wird nicht verändert, sondern bei Bedarf (also bei erhöhtem Blutzucker) mit schnellwirksamem Normalinsulin korrigiert. Es gibt allerdings auch den umgekehrten Fall: Bei Übelkeit in Verbindung mit Erbrechen solltet ihr die Insulindosis auch aufgrund mangelnder Nahrungsaufnahme unbedingt reduzieren – am besten in telefonischer Absprache mit eurem Diabetologen/eurer Diabetologin.

Obwohl ich vorletzte Weihnachten das ultimative Glück hatte, eine Grippe in Kombination mit einer leichten Lungenentzündung zu durchleben, blieb ich von Ketonen* verschont. Dennoch weiß ich, wie furchtbar sich diese Situation anfühlt: Vor drei Jahren knickte über Nacht der Katheter meiner Insulinpumpe – und in der Früh blieb mir mit einem nicht mehr messbar hohen Blutzuckerwert nur knapp die Fahrt in die Notaufnahme erspart. Dank des unten beschriebenen Notfallprotokolls und einer hilfsbereiten Diabetologin am Telefon bekam ich die Situation jedoch selbst wieder in den Griff. Mein Tipp: Ganz analog ein kleines Büchlein anlegen, in dem die wichtigsten Informationen nachzulesen sind. In stressigen Momenten kann es (auch für andere) sehr hilfreich sein, Abläufe schwarz auf weiß vor sich zu haben

*Ketone sind ein Abbauprodukt und werden über die Nieren ausgeschieden: Der von einem absoluten Insulinmangel (defekte Insulinpumpe, Krankheit, zu niedrige bzw. vergessene Dosis des Basalinsulins) geschwächte Körper holt sich die benötigte Energie über das Fettgewebe, wobei Ketonkörper freigesetzt werden. Diese wiederum übersäuern das Blut und können zu einer Ketoazidose (=Stoffwechselentgleisung) führen. Jede/r DiabetikerIn sollte deshalb Acetonteststreifen griffbereit haben. Blutteststreifen können bei der Krankenkasse angefordert werden; Harnmessstreifen sind in der Apotheke erhältlich, liefern allerdings einen zeitverzögerten Wert.

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Falls ihr euch jemals in der Situation wiederfinden solltet, über Harn- oder Blutteststreifen Ketone zu messen, ist besondere Vorsicht geboten. Um eine potentiell tödliche Ketoazidose zu verhindern, empfiehlt sich der folgende Ablauf:

  1. Kontaktiert euren Arzt/eure Ärztin oder die Diabetesambulanz und klärt die Lage ab.
  2. Viel trinken und ab ins Bett!
  3. Besonders wichtig: Die Blutzuckerkurve gut im Auge behalten.
  4. Nach einer +++-positiven Messung sofort 20% des täglichen Insulinbedarfs (=Basis+Bolus) mit dem Normalinsulin als Korrektur spritzen. Auch PumpenträgerInnen sollten bei positiv gemessenen Ketonen ausschließlich mit dem Pen spritzen und korrigieren!
  5. Ist der Ketonwert nach zwei Stunden immer noch +++-positiv, noch einmal 20% spritzen. ACHTUNG: Der Blutzuckerwert ist dabei gleichgültig!
  6. Liegt der Wert nach zwei weiteren Stunden immer noch bei ++ oder +++, noch einmal 10% des täglichen Insulinbedarfs spritzen. So lange wiederholen, bis der Blutzuckerwert unter 180 liegt oder der Ketonwert negativ ist.
  7. Danach eine Banane (oder zwei Broteinheiten in Form von anderen schnellwirksamen Kohlenhydraten) zu sich nehmen und nicht mehr spritzen. Ruhe halten!
  8. HINWEIS: Die genauen Dosierungen und Intervalle sollten in Rücksprache mit eurem Diabetologen/eurer Diabetologin festgelegt werden, da die Wirkdauer verschiedener Insulintypen unterschiedlich ist!
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In diesem Sinne: Bleibt gesund und zieht euch warm an!